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Israel-Gemeinde-Reise 5.-14.6.2022

Bericht von Roland Berndt

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„Wenn jemand eine Reise tut kann er was erzählen, drum nehm ich meinen Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“ Auf diese Weise drückte sich, in seinem Gedicht, der Deutsche Dichter Matthias Claudius aus.

Doch die Überzeugung liegt nah, dass wir, die 46 Teilnehmer der Israel-Gemeinde-Reise von weitaus tiefer liegenden Motiven zur Reise getragen wurden, als Claudius sich dies vorstellen konnte.

Die Sehnsucht dem eigenen Glauben näher zu kommen ist sicher eines der stärksten.

Doch schauen wir, was sich in unseren 10 Reisetagen zugetragen hat. So unterschiedlich und vielschichtig uns die Hand des Schöpfers gemacht hat, so verschieden wird die Wahrnehmung und Erinnerung ausfallen und in uns Fuß fassen.

Doch was geschieht, wenn das Reisen bereits holprig beginnt. Wenn gar nichts so reibungslos abläuft, wie man es eigentlich erwarten möchte.

Auch Wetterberichte treffen zuweilen wirklich so ein, wie verkündet. Dies führte zu einer Verspätung unseres Abflugs in Stuttgart. Keine Panik, alles gut!

Während wir unsere Plätze im Flieger einnahmen, traf die Nachricht ein, dass Reisende unserer Gruppe, die ab Frankfurt flogen, Ihren Flug nicht erreichen konnten. Oh, was tun?

Wir kamen glücklich in München an und mussten erfahren, dass unser Anschlussflug nach Israel nicht gewartet hatte. Die Kinnlade fiel herunter!

Eine Dame der Lufthansa stattete jeden von uns mit einem Verzehrgutschein über 10 Euro, jeder Menge Süßigkeiten, Getränken und dem Versprechen aus, um 18:30 Uhr Boarding in ein anderes Flugzeug nach Israel zu erhalten. Das bedeutete viele Stunden Wartezeit und Verlust der ersten Aktivitäten bei Ankunft in Israel.

Dann erfuhren wir, dass jene, die in Frankfurt ihren Flug verpassten, nun nach München kämen und mit uns weiter fliegen würden. Plötzlich hatte wieder alles einen Sinn!

Doch was tun in diesen vielen Stunden? Bücher waren gut im Koffer verstaut und den hatte die Lufthansa sicher in Verwahrung. Essen und trinken? Irgendwann ist das auch genug. Rumlaufen? Bald schon kennt man fast jede Ecke, sogar den Raum für Stille und Gebet.

Interessant waren die Kinder und jungen Leute. Klar denkt man gleich an Laptop und Handy. Aber ich sah sie improvisierte Spiele machen. Das zugucken machte Spaß.

Junge Damen machten sogar Fitnessübungen, die sie sich wohl vom Laptop abschauten und nachmachten. Und das Stärkste, dann tanzten sie sogar auf das Lied Jerusalema. Ein tolles Lied und ein ganz toller Tanz, der seinen Ursprung im Internet gefunden hatte. Sie zauberten nicht nur mir ein Lächeln ins Gesicht. Ja, nicht die Umstände beherrschten uns, wir selbst bestimmten unser Denken und Verhalten. Niemand schimpfte oder murrte. Selbst nicht, als das Boarding erst um 21:30 Uhr stattfand.

Meinen Dank an die Gute-Laune-Macher und Macherinnen!

Noch vor unserem Abflug erreichte uns die Information, dass während unseres Aufenthaltes in Israel das jüdische Wochenfest Schavuot gefeiert würde. Dieses Fest ist ein Erinnern an den Empfang der 2. Zehn Gebote am Berg Sinai. Zudem wurde die Weizenernte im Land Israel gefeiert. Gutes und wichtiges Wissen, um ein fremdes Land zu bereisen.

Unser Flugzeug landete gegen 2:15 Uhr, des Folgetages, auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv. Dazu kam die Zeitverschiebung von einer Stunde, also 3:15 Uhr.

Unsere Koffer hatten wir schnell zur Hand.

Auf den ersten Blick war das Fremde zu erkenne. Die hebräischen Schriftzeichen, der ganze Baustil, die Flaggen mit dem Davidstern. Mächtige Säulen stützen das Dach der Empfangshalle.

Und da stand er bereits, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, Eytan Sternberg unser Reiseleiter. In der ukrainische Stadt Charkow geboren und in Chemnitz, so wie Berlin aufgewachsen, hat es Ihn nach Israel verschlagen. Nun lebt er mit seiner Frau und seinen 5 Kindern in einem kleinen Dorf im südlichen Teil der Hebronberge. Eine sehr interessante Persönlichkeit, einfach im Leben stehend. Seine Freude deutschsprachige Gruppen zu führen, seine Hilfsbereitschaft und vor allem seinen feinen Humor, sollten wir alle noch zu spüren bekommen. Auch er hatte einen langen Tag hinter sich, hatte er uns doch auch bereits viel früher erwartet. Aber er ließ sich nichts anmerken.

Im Gegenteil, sein Slogan war: „Shalom! Lasst euch von der Schönheit Israels verzaubern. Norden, Süden, Tel Aviv, Jerusalem und vieles mehr. Kommt mit mir und lasst uns gemeinsam die Besonderheiten Israels entdecken. Ich freue mich auf euch!“ Eine Aussage die trägt und neugierig macht.

Nachdem wir unsere Koffer im Reisebus verstaut hatten, fuhren wir durch das nächtliche Israel. Viel war nicht zu sehen, aber die Beleuchtung, die Werbung am Straßenrand, die Hinweisschilder, sie zeigen uns die Fremde an. Nach etwa 45 Minuten hatten wir unser Hotel Eshel Hashomron, das einzige jüdische Hotel in Samaria, erreicht. In der Hoffnung noch wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu ergattern, beeilten wir uns unsere Koffer zu erhalten und unsere Zimmer beziehen.

Viel zu früh wurden wir wieder geweckt. Nachdem wir geduscht und die Koffer wieder verschlossen hatten, war unser aller Weg der, der zum Speisesaal ans Buffet führt. Noch etwas schüchtern und unbeholfen stellten wir unser Frühstück zusammen. Was sich aber in den nächsten Tagen gewaltig ändern sollte.

Bald türmten sich nämlich Ei, Fisch, Käse, Salate, Brötchen, Hähnchen, Reis Kartoffel, Fleischküchle und Undefinierbares auf meinem Teller. Nichts davon blieb übrig!

Kurz vor unserer Abfahrt erhielten wir noch einen Blick, in den direkt am Hotel gelegenen Biblischen Park. Ein einzigartiges, lehrreiches, sehenswertes Ereignis. Es handelte sich hierbei um ein Modell, nach Orginialmaßen der ehemaligen Stiftshütte, deren Gerätschaften und Innenausstattung.

                     Esh – Feuer                                                                                                               Maim – Wasser

Im Anschluss erhielt jeder von uns durch Eytan einen kleinen Empfänger, den man sich um den Hals hängen konnte, mit einem Kopfhörer versehen. Das war eine gute Sache. So konnte man leicht etwas abseits laufen und dennoch hören was gesagt wurde.

Unsere erste Tour führte uns nach Shilo. Hier endete die Zeit der Wüstenwanderung des Volkes Israel, in der das Heiligtum mitgeführt wurde und regelmäßig fanden dort Opferfeste statt. 369 Jahre stand hier die Bundeslade, nachdem Josua das Volk Israel, in das von Gott versprochene Land, geführt hatte. Hier erhielten die einzelnen Stämme ihre Landzuteilungen. Der Prophet Samuel wurde hier von dem Hohepriester Eli erzogen und musste ihm die Botschaft des Gerichtes Gottes überbringen, welche den Tod Elis, seiner Söhne, so wie einer schweren Niederlage Israels im Kampf gegen die Philister beinhaltete. Hierüber berichtete uns auch ein kurzer Film, den wir vor Ort ansehen durften.

In den Ruinen Shilos wird immer noch Archäologie betrieben und die Ausgrabungen fördern weiterhin neue Erkenntnisse zu Tage. Zum Beispiel wurden unzählige Tonscherben gefunden. Ein Zeichen für kultische Handlungen.  Ein Teller, auf dem Geheiligtes lag, durfte nicht für andere Speisen weiter verwendet werden. Er wurde im Anschluss kurzer Hand zerschlagen.

Unser weiterer Weg führte uns auf den Berg Garizim, wo die Samariter immer noch Ihre Opfer bringen.

Auf dem Garizim befand sich eine Stadt aus der hellenistischen, römischen und byzantinischen Zeit. Man fand bei Ausgrabungen Reste eines römischen Tempels, einem byzantinischen Kastell, so wie die Ruine der Byzantinischen Marienkirche.

Am Fuße des Garizim liegt die Stadt Nablus, dass biblische Sichem. In Ihr befindet sich auch das Grab Josephs, welches schon des Öfteren Zerstörung und Schändung erfahren musste. Nablus liegt in den palästinensischen Autonomiegebieten. Da wir vom Garizim einen hervorragenden Ausblick hatten, konnten wir auch deutlich in Nablus die Flüchtlingslager Askar und Balata erkennen.

Der Brunnen Jakobs, wo Jesus, wie im Johannesevangelium beschrieben, mit der Samariterin gesprochen hatte, war ebenfalls auszumachen. Über ihm wurde eine griechisch-orthodoxe Kirche errichtet. Der Brunnen ist über die Jahrhunderte abgesunken und befindet sich in der Krypta der Kirche.

Uns gegenüber liegt der Berg Ebal. Auch er hat einen Bezug zur Bibel. „Wenn dich nun der HERR, dein Gott, in das Land bringt, in das du kommen sollst, es einzunehmen, so sollst du den Segen sprechen lassen auf dem Berge Garizim und den Fluch auf dem Berge Ebal.“ (5. Mose 11, 29)

Eytan ist sehr Fürsorglich! Stetig ermahnt er uns ausreichend zu trinken und bei jeder Station verweist er auf das Vorhandensein von Toiletten. Seine Offenheit und sein Humor tun gut.

Unsere letzte Besichtigung des Tages führt uns zum Besuch des Weingutes Tura. Dort durften wir drei gute, aber auch schwere Weine kosten. Dabei saßen wir in großer Runde, entspannt unter einer schattigen Überdachung im Freien. War richtig gemütlich, zum Wohlfühlen.

Die letzte Etappe des Tages führte uns nun zu unserem neuen Hotel, in dem wir drei Tage bleiben durften. Es war der Kibbuz Ohalo Manor. Er wirkt, wie ein kleines Dorf in mitten eines wunderschönen Gartens.

Es war ein Muss, diesen Garten, am nächsten Morgen, bereits um 6 Uhr, noch vor dem Frühstück zu durchstreifen. Nur wenige Frühaufsteher waren unterwegs, die sich herzlich mit einem Boker Tov (guten Morgen) begrüßten. Aber die Vogelwelt war zeitiger dran, als wir. Sie war es auch, die uns aus den Federn warf. Ein Wiedehopf hüpfte suchend über die Wiese. Der erste, den ich in natura sah. Eine Dohle ließ sich auf einer Stange nieder. Ein Falkenpärchen versorgte sein Junges hoch oben im Baum. Zierliche Tauben gurten auf den Dächern. Freche Spatzen schwatzten zu Hauf in den Sträuchern und eine flinke Eidechse flitzte über den Gehweg. Dazu die exotische Fauna, diese Blütenbracht. Da war so viel Leben!

Das restliche Leben, den Fisch die Eier usw., hatte ich leider dann zum Frühstück verspeist.

An diesem Tag ging es an den See Genezareth. Im Bus, hielt Christopher, wie jeden Morgen, eine Kurzandacht. Einen guten Gedanken für den Tag. Es hätte uns sonst wirklich etwas gefehlt.

Geplant war eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth. Während der Anfahrt hatten wir stets das Panorama des Sees zur Rechten unseres Busses. Eine wunderschöne Fahrt.

 Die Bootsanlegestelle befand sich in Tiberias.

Wir erfuhren durch Eytan, dass die Stadt um 17 nach Christus von Herodes Antipas, dem Sohn Herodes des Großen, an der Stelle des biblischen Rakkath gegründet wurde, welches im Buch Josua bei der Aufteilung des Landes, an die Stämme Israels Erwähnung findet.

Den Namen Tiberias wählte Herodes zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius. Hierbei wurden zum Teil jüdische Gräber überbaut, wodurch der Ort von gläubigen Juden als „unrein“ gemieden wurde.

Die Stadt wurde kultisch gereinigt und gilt heute als eine der vier heiligen Städte des Judentums neben Jerusalem, Safed und Hebron.

Das Boot, das wir bestiegen, trug den Namen „King David“. Es wurde eine langsame, ruhige, entspannende Fahrt auf dem See. Der freie Blick auf Tiberias, die umliegenden Hügel, in die das galiläische Meer eingebettet ist, taten ihr Übriges.

Dann begann unsere Gruppe zu singen. Es klang ganz wundervoll. Auch von anderen Booten war Gesang zu hören. Es wurde sehr emotional. Man fühlte sich biblischen Zeiten und dem Herrn nah. Die Fahrt dauerte etwa 45 Minuten und war das Highlight des Tages.

Der See ist mit 212 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefst gelegene Süßwassersee.

der Erde. Israel ein Land der Extreme. Der See bildet das größte Süßwasserreservoir Israels. Sein wichtigster Zufluss ist der Jordan, der südlich wieder austritt und in Richtung Totes Meer fließt.

1986 wurde durch niedrigen Wasserstand des Sees ein altes Fischerboot aus dem 1. Jahrhundert nach Christus entdeckt. Es wurde als das Jesus Boot bekannt. Obwohl es keine Beweise gibt, die das Boot direkt mit Jesus und seinen Jüngern in Verbindung bringen, ist es dennoch ein Beispiel für die Art von Boot, die Jesus und seine Jünger, genutzt haben könnten.

In einem nahegelegenen Hotel durften wir uns ein kleines Modell dieses Fischerbootes anschauen, wie es wohl ausgesehen hatte, bevor es auf den Grund des Sees gesunken war.

Weiter geht die Fahrt nach Kafarnaum. Das einstige Fischerdorf, jetzt eine archäologische Stätte, befindet sich am See Genezareth und gilt als Wohnort einiger Jünger Jesu. Die Apostel Johannes, Jakobus, Matthäus und die Brüder Simon Petrus und Andreas  stammen aus diesem Ort und Jesus heilte dort die Schwiegermutter von Petrus, wie in den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas erwähnt. Hier hat Jesus einige Zeit gelebt und gewirkt.

Wir finden die Ruine einer alten Synagoge vor. Sie stammt wohl aus dem späten 3. und frühen 4. Jahrhundert. Gleich davor wurde ein altes Haus freigelegt, welches man für das Haus von Petrus hält.

Wir reisten weiter nach Nazareth, dort erwartete uns in Nazareth Village ein Freilicht-Museum, welches uns aufzeigte, wie das Leben eines Dorfes zurzeit Jesu ausgesehen haben könnte. Einladend heißt es hier: „Come and See!“ So wie Jesus zu den Jüngern des Johannes sagte, als sie ihn fragten, wo er wohne. Das Dorf verfügt über Häuser, Terrassenfelder, Wein- und Olivenpressen, die alle so gebaut sind, dass sie denen ähneln, die im 1. Jahrhundert in einem Dorf in Galiläa gewesen wären.

Muslimische und christliche Ehrenamtliche kleideten sich in historische Kostüme und zeigten den Besuchern, wie vor zweitausend Jahren landwirtschaftliche, häusliche und handwerkliche Arbeiten verrichtet wurden.

Als uns der Bus wieder aufgenommen hatte,, lässt uns Eytan an geeigneter Stelle auch wieder aussteigen, damit wir eine volle Stunde noch im See Genezareth baden können. Das tat gut. Pünktlich holte er uns wieder ab und setzte uns sicher wieder im Kibbuz Ohalo Manor ab.

Am heutigen Abend hatte Christopher eine Überraschung für uns. Er hatte Herrn Daniel Yahav für uns eingeladen. Er ist Ältester und Pastor der Pniel Gemeinde in Tiberias. Er ist, man beachte, Vater von 7 Kindern und Großvater von 12 Enkeln.

Als Sohn eines Holocaust-Überlebenden schaffte er es vom einfachen Fabrikarbeiter zum leitenden Geschäftsführer eines florierenden Unternehmens aufzusteigen. Durch Gottes Gnade, wie er seine Überzeugung wieder gibt. Dann nahm er eine Pastorenstelle an. Das brachte ihn in Streit mit seiner Familie. Besonders sein Vater wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Aber Gottes Wege sind wunderbare Wege. Nach Jahren kam es zur Aussöhnung und der Vater nahm den Glauben seines Sohnes an. Nachzulesen in dem Buch „ Und er wird das Herz der Väter wieder zu den Söhnen wenden“ von Daniel Yahav. Ein spannender und emotionaler Abend. Vielen Dank Christopher.

Am 8. Juni war unser Reiseziel die Golanhöhe. Sie wurden im Sechstagekrieg von Israel erobert und annektiert. Israel besetzte 1967 diese Region, da Syrien ständig die Region um den See Genezareth mit schweren Geschützen beschossen hatte und Menschen sogar ihr Leben verloren. Israel setzte diesen Angriffen durch die Besetzung der Golan-höhen ein Ende. Die meisten Länder haben diese Annexion nicht anerkannt. Die USA haben die Souveränität Israels über die Golanhöhen bereits anerkannt.

Der Status der Golanhöhen war ein Hindernis für die Friedensverhandlungen zwischen den beiden Staaten, denn Syrien beansprucht dieses Gebiet komplett für sich. Eine schmale Pufferzone wird von UNO-Friedenstruppen überwacht. Beide Länder Syrien und Israel haben noch keinen Friedensvertrag miteinander geschlossen und stehen sich hier, in angespannter Sicherheitslage, feindselige gegenüber.

Als wir die Golanhöhen mit unserem Bus erreichen, steht am Straßenrand ein Mann hinter seinem Landrover und scheint uns bereits zu erwarten. Er stellt sich mit Namen Eitan und in seiner Funktion als Ranger vor. Er spricht englisch mit uns. Eytan, unser Reiseführer übersetzt. Er ist ein Sprachgenie, Deutsch, Englisch, Hebräisch und ein wenig Russisch Am Gürtel des Rangers, fällt eine Pistole ins Auge. Ja, auch auf ihr liegt die Funktion der Sicherheit.

Wir werden ausdrücklich unterwiesen nicht zu fotografieren. Dann  fahren wir gemeinsam zu einem kleinen israelischen Stützpunkt. Seitlich der Anlage stehen zwei moderne Panzer. Nach kurzer Zeit verlassen drei Soldaten ihren verschlossenen Sicherheitsbereich und kommen zu uns nach draußen. Es sind junge Männer Anfang 20. Sie schildern uns den Alltag ihrer unsicheren Mission. Jeder Wehrdienstleistende muss eine gewisse Zeit auf den Golanhöhen gedient haben. Es kann sein, dass Sie ein bis drei Monaten Ihren Stützpunkt nicht verlassen können. Man versucht mit allen Mitteln, die hier stationierten Männer mit allem nötigen zu versorgen, denn sie sind in dieser Einöde ganz auf sich alleine gestellt. Abgesehen von ihren Kameraden natürlich.

Meist ist es ein Krieg der Ferngläser. Aber immer wieder versuchen kleinere Terror-gruppen durchzusickern und auf israelischen Boden zu gelangen. Es wird volle Aufmerksamkeit verlangt. Wir dürfen Fragen an die jungen Männer richten. Dann gibt es noch ein Gruppenbild mit Ihnen und sie verschwinden wieder in das Innere ihrer kleinen Festung.

Besonders Gefährlich waren auch Tunnel, die von der syrischen Seite nach Israel gegraben wurden. Unverhofft konnten auf diese Weise Terrorgruppen agieren, Unheil stiften und unerkannt verschwinden. Die Tunnel wurden gesprengt was dann zu noch größerer Wachsamkeit herausforderte.

Eitan ist überzeugt, dass die Golanhöhen unbedingt in israelischer Hand bleiben müssen. Sonst stünde die Hamas nicht nur im Gazastreifen und dem Libanon, sondern auch auf dem Golan. Das wäre eine noch fatalere Sicherheitslage.

Die landwirtschaftlich genutzten Flächen gehen bis unmittelbar an die syrische Grenze. Auf der Golan-Hochfläche befindet sich ein System von fünf Reservoiren, in denen oberflächlich abfließendes Wasser gesammelt und hauptsächlich von der Landwirtschaft zur Bewässerung genutzt wird. Ziel ist es, eine komplett unabhängige Wasserversorgung aufzubauen.

Eitan ließ uns über die syrische Grenz blicken. Das Land dort ist sichtlich trockener und weniger grün. Er zeigte auf die Oliven und Feigenbäume, die Erzeugnisse israelischer Landwirtschaft. „Wir würden Ihnen helfen, dass auch ihr Land so aussieht, aber sie wollen nicht. Wir reichen ihnen die Hand, aber sie schlagen unsere Hand weg“, meinte Eitan.

Wir besuchten noch kurz den Kibbuz Malkiya, wo wir einen Bunker besichtigen dürfen. Er ist komplett mit Küche eingerichtet. Für die Kinder sind reichlich Spielsachen vorhanden. Auch finden sich darin einige Schlafplätze.  Vor rund einem Jahr gab es hier den letzten Raketenangriff, Niemand weiß, wann es wieder dazu kommt.

Wir verabschiedeten uns von Eitan und machten uns auf den Weg zum Nationalpark Banias.

Der Fluss Banias, der dort entspringt, ist einer der drei Quellflüsse des Jordan.

Der Name Banias geht auf den griechischen Namen Paneas zurück. Da hier zu hellenistischen Zeiten ein Heiligtum des Pan stand. Heilige Ziegen hatten sogar in der Nähe einen eigenen Friedhof. Die Worte Panik, Pandemie und Panflöte haben von der Panverehrung her ihre Herkunft.

In der römischen Ära wurde die Siedlung zu Ehren des römischen Kaisers „Caesarea“ genannt. Zur Unterscheidung erhielt der Ort den Namenszusatz „Philippi“.

Mit dem Aufstieg des Christentums in der byzantinischen Zeit wurden verschiedene römische Gebäude einer anderen Verwendung zugeführt. So wurde z. B. der Palast des Agrippa II. zu einem Badehaus. Nach der muslimischen Eroberung ging die Bedeutung und Größe der Stadt drastisch zurück.

Wir fanden einen weitläufigen Nationalpark vor. Durchzogen von sprudelnden Wasser-quellen, die hernach den Hauptfluss bildeten. Wir unterliefen Israels ältester Brücke, über die 1967 noch Panzer fuhren. Sie stammt noch aus der römischen Epoche.

Die Reste der Tempelanlagen und den Ruinen aus römischer Zeit, umrahmt von üppigem Grün und schattenspendender Bäumen, war ein Erlebnis für sich.

Für die müden Wanderer gab es im Anschluss, für jeden der wollte, ein leckeres Mahl, von unserem Busfahrer persönlich zubereitet.

Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Auf unserer Fahrt über den Golan durften wir noch einen Stopp auf dem Berg Bental machen. Der Berg selbst ist ein erloschener Vulkan.

Während des Jom-Kippur-Krieges 1973 fand am Fuße des Berges Bental eine der größten Panzerschlachten Israels statt. Die heftige Schlacht brachte dem Gebiet unter-halb des Berges Bental den Namen Tal der Tränen ein. Einen alten Panzer konnte man dort stehen sehen. Auf der Bergspitze sind symbolisch Schützengräben angelegt worden, die die damalige Verteidigungslinie der Syrer nachstellen sollen.

In der Ferne konnte man die libanesischen Berge sehen und natürlich hinüberschauen über die Grenze nach Syrien. Der Weitblick war atemberaubend.

Der Weg vom Bus zum Gipfel ist von beiden Seiten begrenzt mit Skulpturen, die aus Schrott entstanden sind. Einige sind richtig gelungen. Dann geht es rund 150 Kilometer zurück zu unserem Domizil im Kibbuz.

Aber der Tag ist noch nicht zu Ende, Christopher hatte für uns, zum Abend Colin Mitchel eingeladen.  Er wuchs in einer jüdischen Familie im Londoner East End auf. 2009 wanderte er mit seiner Frau Helen nach Israel aus. Mit ihr zusammen adoptierte er zwei Kinder, während ihn seine leiblichen Kinder in London vor einigen Jahren zum zweifachen Großvater machten.

Er dient derzeit im Führungsteam von Kehilat HaCarmel. Er ist ein begnadeter Pfarrer und Prediger, und in der Lage eine ausgewogene Perspektive zu geben, was in Israel und dem nahen Osten geschieht.

Das Kehilat HaCarmel Worship Center befindet sich auf dem Gipfel des Berges Karmel. Es wurde 1998 mit Hilfe von 500 Freiwilligen aus fast 50 Nationen gebaut. Nun ist es das Zuhause der örtlichen messianischen Gemeinde.

Ein Herzenswunsch von Mitchel ist es, sowohl Juden, als auch Araber mit Gottes Wort auszusöhnen und unter die Erlösung unseres Herrn zu stellen.

Es war ein informativer, emotionaler Abend und tat einfach gut. Danke Christopher!

Am 9.Juni hieß es Abschied nehmen von der kleinen paradiesische anmutenden Anlage des Kibbuz Ohalo Maor. Aber nicht, bevor wir nicht noch einmal, wie die Heuschrecken über das morgendliche Buffet hergefallen wären. Gut, ich gehe da immer etwas von mir aus.

Als wir uns in Bewegung setzten wusste ich wohl, dass heute die Taufe von 6 Personen im Jordan vorgesehen war. Der einzige von dem ich wusste, war ich selbst. Ein lang gehegter Wunsch von mir. Hatte aber keine Ahnung, wie die Taufe von Statten gehen sollte. Ich wusste nur, dass ich eine Badehose benötigte.

Bereits nach kurzer Fahrt steuerten wir den Ort Kinneret an und fuhren auf den Parkplatz der Taufstelle Jardemit. In einem Andenken-Shop legte uns Christopher lächelnd ein langes, weißes Gewand auf die ausgestreckten Hände. Die Möglichkeit uns umzuziehen hatten wir auch bald gefunden.

Als ich zur Taufstelle kam, hatte sich die gesamte Reisegruppe auf die Steinstufen niedergesetzt. In der ersten Reihe saßen die Täuflinge. Sie waren alle wesentlich jünger als ich. Wir wurden aufgefordert uns zu erheben und standen nun, mit Christopher in der Mitte, mit unseren knöchellangen Hemden, vor der Reise-Gemeinde.

Dann begann die Gemeinde zu singen. Ich war verwundert, wie gut die Stimmen klangen. Als wollten sie Über das Wasser schweben und sich zum Himmel aufschwingen. Zwei Tauben kamen angeflogen und setzten sich, unserer Gruppe gegenüber, auf die metallenen Haltestangen. Sie schienen dem angenehmen Gesang zu lauschen. Eine weise Taube flog auf uns ab, als würde sie keinen Platz finden. Kleine Fische schwammen langsam im knöcheltiefen Rand des Jordans, ganz nah vor uns. In der Ferne sah ich ein Pferd. Das uns gegenüberliegende Ufer war mit mächtigen Bäumen bepflanzt. Ein ganz besonderer, lebendiger und dennoch andächtiger Ort.

Die jungen Täuflinge waren wirklich gut vorbereitet, redeten frei oder lasen von einem Aufschrieb ab, was sie bewegte sich taufen zu lassen. Das war sehr beeindruckend und bedurfte einer gewissen Bewusstmachung der eigenen Gedanken und ein gutes Stück innere Reife.

Als Letzter, mein Lieblingsplatz, richteten sich alle Augen auf mich. Für einen Menschen, der sein Herz nicht gerade auf der Zunge trägt, eine große Herausforderung.

Ich wurde fast genau vor 24 Jahren als Siebenten-Tags-Adventist getauft, kam voll aus der gesetzlichen Ecke. Ich wurde aber erst getauft, nachdem ich ein Versprechen abgegeben hatte, den Sabbat zu halten, die Speisegebote und den 10. zu zahlen. Das störte mich damals schon, aber ich sah keine andere Möglichkeit. Nach 11 Jahren hatte ich mich totgelaufen und trat wieder aus dieser Gemeinschaft aus. Noch einmal getauft zu werden, nur auf Jesus Christus, in seinen Tod und seine Auferstehung, war ein großer Wunsch von mir, der mit dieser Reise in Erfüllung ging. Ja, ich wollte einen Neustart. Aber dies auszusprechen, dabei versagte mir fast die Stimme.

In jedem Fall war ich sehr überrascht, über die Anteilnahme und Feierlichkeit dieser gesamten Taufzeremonie.

Dann gingen die Täuflinge langsam im Abstand auf Christopher zu, der erwartungsvoll im Wasser des Jordan stand. Hierbei lass Frau Ute Weese laut den Taufspruch einer jeden Person mit Ihrem Namen laut vor. Die besondere Akustik an diesem kleinen, feinen Stückchen Welt, verlieh ihrer Stimme zusätzlich eine besondere Festlichkeit. Als würde sie etwas auf uns legen.

Christopher wendete sich jedem mit seinem herzlichen Lächeln, ganz persönlich zu, bevor er  ihn oder sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in die ruhigen Fluten des Jordans eintauchte. Und er war auch der Erste, der uns hernach mit einer ebenso herzlichen Umarmung in unserem neuen Leben willkommen hieß.

Als wir den Fluss verlassen hatten, legten die Anwesenden uns ihre Hände auf und beteten für uns.

So viel Nähe, so viel Emotionen, da gerate ich ins Schwimmen.

Ich erinnerte mich an einen der Schlüsselsätze, den mir meine liebe Frau mitgab, in einer Situation, in der ich weder ein noch aus wusste. Lass dich führen! So schloss ich die Augen, um besser zu sehen. Meinen Dank an Euch alle!

Darauf machten wir uns auf den Weg nach Jericho. Unser Reiseleiter Eytan konnte uns leider nicht in die Stadt begleiten, da Jericho zu den palästinensischen Autonomiegebieten gehört und für ihn, als Jude, nicht zugänglich ist. Unser Busfahrer hat da keine Probleme, er ist arabischer Christ.

Aber wir gehen nicht zu den archäologischen Ausgrabungsstätten, die wohl auch weniger gepflegt und einladend sind.

Wir wollen Tass Saada besuchen. Er wurde als Palästinenser, der Juden hasste, bekennender Christ und sein Hauptanliegen ist heute die Aussöhnung zwischen Juden und Moslems. Er hat auch das Buch geschrieben „Ich kämpfte für Arafat“ und gründete die Hilfsorganisation „Seeds of Hope“.

Hier handelt es sich um eine Schule, die Kinder, gleich welche Religion oder Nationalität, aufnimmt. Durch einen liebevollen Umgang und positive Verstärker, ist man bemüht den Kindern das Selbstwertgefühl zu stärken, ihre Kreativität anzuregen und eine Konfliktlösungsfähigkeit den Kinder zu vermitteln, die in ständigen politischen Konflikten und Unruhen leben. 

Aufgrund dieses besonderen Modells der Schulen, haben diese eine starke  Nachgefrage, aber man verfügt derzeit leider nicht über die erforderlichen Ressourcen, um die wachsende Zahl der Nachfragen zu erfüllen. Es erweist sich wieder einmal, dass Bildung eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Gemeinschaft ist. Sie bewirkt dauerhafte Veränderungen in der wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region. Doch das Größte ist das Gewinnen der Herzen der Kinder.

Aber es gibt auch hier Feinde, so erhält auch Seeds of Hope Drohungen, die sie ernst nehmen müssen.

Wir trafen uns mit Saada in seinem Green Valley Restaurant. Es war ein angenehmes, freudiges Erlebnis und endet mit einem speziellen, leckeren Essen und einer Trommeleinlage, die Begeisterungsstürme auslöst.

Nachdem wir Eytan wieder eingesammelt hatten ging unsere Fahrt weiter. Die Landschaft wird zunehmend trockener und Felsiger, alles Grün verschwindet. Wir erreichen das Tote Meer. Dieser Salzsee ist mit über 400 Meter unter dem Meeresspiegel, nicht nur der am tiefsten gelegene See, sondern auch der tiefst gelegene bewohnte Ort der Erde. Sagte ich es nicht schon, Israel, ein Land der Extreme.

Wir erreichen Masada. Dieses Felsplateau ist eine archäologische Stätte. 450 Meter über dem Toten Meer, ließ sich Herodes der Gro0e eine Palastfestung erbauen.

Rund 70 Jahre später, während des jüdischen Aufstandes, nutzten viele Menschen Masada als Fluchtfelsen. Als es den Römern gelang diese Felsenfestung einzunehmen, sollen bis auf wenige, alle geschlossen in den Selbstmord geflüchtet sein.

Diese Aussage ist allerdings umstritten, da es auch Annahmen gibt, dass dieser Masada-Mythos ein Werk von Zionisten sein könnte.

Die Wasserversorgung der Menschen auf dem Plateau von Masada hing vor allem von Zisternen ab. Wenn sie sich durch winterliche Regenfälle mit Wasser füllten, wurde es durch heute nicht mehr vorhandene Dämme aufgestaut und durch offene Kanäle in zwei Gruppen großer Zisternen an die nordwestliche Flanke des Berges geleitet. Lasttiere beförderten mit ledernen Wassersäcken, die aus den Zisternen am Hang befüllt worden waren, dass Wasser auf das Plateau. Dort wurde das Wasser in die über die ganze Anlage verteilten Bassins und Zisternen umgefüllt.

Heute führt bequem eine Seilbahn auf den Gipfel. Den Betrachter erwartet ein Eindrucks-voller Fernblick in das Umland des Toten Meeres. Aber vor der erbarmungslos nieder-brennenden Sonne muss sich der Interessierte ausreichend schützen.

Übernachten dürfen wir im Hotel David, direkt am Toten Meer. Natürlich sind wir noch am gleichen Abend im Toten Meer und lassen uns darauf wie schwerelos treiben. Da der See keinen Abfluss hat, liegt der Salzgehalt bei 33%. Das Wasser kann kein Salz mehr auf-nehmen, so liegt auf dem Grund des Sees Salz, als seien es Kiesel.

Wir verabschieden uns aus dem echt luxuriösen Hotel David. Unser Ziel ist Kfar Aza, ein Kibbuz nur wenige Kilometer vom Gaza-Streifen und der gleichnamigen Stadt entfernt.

Kfar Aza wurde 1951 auf dem Land des palästinensischen Dorfes Nadschd gegründet, dessen Einwohner 1948 nach Gaza vertrieben und deren Dorf selbst vollkommen zerstört worden war. Internationale Bekanntheit erlangte Kfar Aza, weil es immer wieder aus dem nahen Gazastreifen angegriffen wird, teils durch Mörsergranaten oder auch  Kassam-Raketen.

Wir werden empfangen von Shai Hermesh. Der rüstige 77jährige erklärt uns die Sicherheitslage und den Alltag in Kfar Aza, nahe bei Sderot. Wird Alarm ausgelöst, bleibt der Bevölkerung gerade noch 15 Sekunden um einen Schutzraum aufzusuchen. Man stelle sich die Strecke von 150 Meter vor, mit Hindernissen, wie Türen, Tisch, Stühle, Ecken usw. Eine wirklich sportliche Leistung. Kein Wunder, dass die Menschen in Zeiten häufigen Beschusses, gleich in den Schutzräumen schliefen. Aber der Alltag musste dennoch weitergehen. Und Not macht bekanntlich erfinderisch.

Wir durften einen Kindergarten besichtigen, der Bau war zusätzlich mit einer dicken Betonschicht verstärkt worden. Fast musste man an einen Sarkophag denken. Die Fenster waren sehr hoch angesetzt. Die Innenausstattung war üppig und reichlich. Die Pädagogen besitzen viele Möglichkeiten die Kinder intelligent zu beschäftigen.

Überall gab es kleine Bunker, ohne Türen, in die man einfach hineinspringen konnte. Einmal um die Ecke und schon war man von vier Wänden umgeben. Eine ganz einfache Konstruktion, aber effektiv. Und da man etwas auf Optik gab, waren diese auch an-sprechend, bunt bemalt. Man kann sich aber dennoch gut vorstellen, dass sehr viele Bewohner von Kfar Aza und auch anderer Städte, unter den sich wiederholenden Angriffen leiden und zwar viele Menschen besonders an Posttraumatischen Belastungsstörungen.

Auch sehr perfide sind aus dem Gazastreifen kommende Ballone oder Drachen mit Brandsätzen, die oft ganze Ernten vernichten. Der Wind vom Meer kommend, treibt sie ohne großen Aufwand einfach in das Israelische Gebiet.

Nach dieser Begehung, haben wir die Ehre, als Gemeinde God in Life, ein Feigenbäumchen zu pflanzen. Ein Symbol für den wirklichen Wert des geschenkten Lebens. Von dem selbst Luther meinte, wenn Morgen die Welt unterginge, würde er heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Dazu überreicht Christopher einen Scheck über 5000,- Euro. Unser Bäumchen steht gleich neben dem  Feigenbäumchen von Gottfried Bühler vom ICEJ.

Nach einer freundlichen Bewirtung, unter schattigen Bäumen setzen wir unsere Reise fort. Wir ziehen hinauf nach Jerusalem.  Den ersten Eindruck, den wir von dieser umstrittenen Stadt erhalten, ist gar nicht die, die wir erwarten. Wir sehen moderne Bauten, Hochhäuser, stark befahrene Straßen, gigantische Baustellen, Staus. Aber es ist ja auch nur die historische Altstadt, die diesen besonderen Flair inne hat. Als wir unser Hotel „Prima Kings“, wo sonst, erreichen, sind wir noch etwa eine halbe Stunde Fußwegs von der Altstadt entfernt.

Heute ist Freitag und mit zunehmender Dunkelheit beginnt der Sabbat. Wir möchten gerne als Gruppe den Sabbatbeginn an der Klagemauer erleben.

Das Hotel selbst hat viele Nebenräume, einer sieht sogar aus, wie eine kleine Synagoge. Hier wird auch Sabbat gefeiert werden.

Da noch etwas Zeit ist, laufen meine Frau und ich ein paar Meter, setzen uns auf eine Bank und beobachten die Leute. Viele festlich gekleidete Familien gehen an uns vorbei. Manche kommen von der Arbeit und eilen nach Hause. Man spürt die Eile, noch rechtzeitig sein Ziel zu erreichen. Der Straßenverkehr in der Stadt ist sehr markant. Noch nie habe ich so unendlich, stetiges Hupen gehört. Oft ist nicht einmal ersichtlich warum überhaupt gerade gehupt wird. Die Motorroller fahren wie die Wilden. Zum Glück haben wir jemanden, der uns fährt.

Dann wird es Zeit. Aber der Weg an die Klagemauer in die Altstadt zieht sich ganz schön.

Die Menschenströme nehmen zu, je näher wir kommen. Es geht durch enge Gassen, wo dicht an dicht Läden in den Häusern sind. Sie sind aber alle geschlossen.

Dann erreichen wir den großen Vorplatz mit Blick auf die Klagemauer, auf ihm tummeln sich unzählig Menschen. Wir heben uns als Touristen deutlich von den festlich gekleideten Damen und meist ganz in Schwarz gekleideten Herren mit ihren Hüten und Schläfenlocken ab. Von uns erwartet niemand etwas, nur müssen wir eine Kopfbedeckung tragen und dürfen nicht fotografieren.

In diesem Gewusel können wir nicht zusammenbleiben, wir verabreden einen Treffpunkt. Unsere Frauen gehen in den Teil, der für Frauen vorgesehen ist und wir zur Männerseite.

Wir stehen wenige Meter vor der Klagemauer, mitten unter den jüdischen Betern. Einer von uns gibt seinen überwältigenden Eindruck wieder: „Was hier für eine Menge Glauben an dieser Mauer steht!“

Zu später Stunde, ermüdet von dem langen Tag und den viele Eindrücken, quälen wir uns bergauf zu unserem Hotel.

Am Samstag hat sich unser Reiseleiter frei genommen. Er möchte den Sabbat mit seiner Familie feiern. An seiner Stelle kommt Moshe (Moses) Gabay. Sein Schweizer Slang ist unverkennbar. Auch ihn hat es nach Israel, dass Land seiner Väter gezogen.

Was überhaupt in unserer Zeit, vor unseren Augen, als Wunder und Erfüllung von Gottes Wort gesehen werden kann. Gott führt sein Volk zahlreich, nach mehr als tausend Jahren der Fremdbestimmung ,Zerstreuung, Verfolgung und des Leids, aus allen Nationen, zurück in das Land, das er ihm verheißen hat, so wie er es auch in den Schriften (Tora, Bibel) angekündet hatte.

Unser Bus bringt uns auf den Ölberg. Direkt vor uns liegt der bedeutendste jüdische  Friedhof der Welt. Hier soll, nach jüdischem Glauben, die Auferstehung beginnen. Die ersten Grablegungen gehen wohl noch auf die Zeit des ersten Tempels zurück. Obwohl auf dem Friedhof mittlerweile Platzmangel herrscht, wurde die Tradition der zeitlich unbegrenzten Ruhefrist nicht aufgehoben.

Wir erfahren auch warum Juden Steine und keine Blumen am Grab niederlegen. Die Steine sind ein Zeichen für die Unvergänglichkeit der Seele.

Wir sehen das Kidrontal und darüber erheben sich die Mauern Jerusalems. Auf Ihnen thront der Tempelberg. Dieser wird vereinnahmt vom Felsendom mit seiner goldenen Kuppel. Nach der islamischen Tradition soll Mohammed von diesem Felsen aus die Himmelfahrt  angetreten haben.

Unverkennbar hebt sich das längliche Gebäude der Al-Aqsa-Moschee ab. Die erst kürzlich Schauplatz von heftigen Ausschreitungen war.

Man kann deutlich das zugemauerte goldene Tor mit dem Gräberfeld davor erkennen. Nicht selten wird erzählt, dass das Tor vom türkischen Herrscher Süleyman dem Prächtigen während dem Wiederaufbau verschlossen und versiegelt worden sei und davor ein weiträumiger Friedhof angelegt worden sei, weil der Messias – der durch dieses Tor bei seiner Wiederkehr kommen würde – niemals über fremde Gräber gehen würde und somit seine „Mission“, in die Stadt einzuziehen, nicht erfolgreich beenden könne.

Wissenschaftler vermuten eher, dass das Verschließen des Goldenes Tores den Zugang von Ungläubigen verhindern sollte. Des Weiteren könnte der vorgelagerte Friedhof jüdische Gläubige, insbesondere Rabbiner, durch die Gefahr der Unreinheit durch die Toten, vom Passieren des Bereiches abgehalten werden. Einige sind der Ansicht, das Goldene Tor sei aus Sicherheitsgründen verschlossen worden, weil der damalige Herrscher Süleyman befürchtete, die heilige Stätte auf dem Tempelberg könnte durch Feinde schnell erreichbar und geschändet oder gar zerstört werden.

Man gab uns auf einem Terrassenfeld mit Olivenbäumen etwas Zeit zur Besinnung. Hier könnte Jesus gebetet haben. Wir verteilten uns über das Areal und jeder hingt 10 bis 15 Minuten seinen Gedanken nach. Ein angenehmer Moment.

Wir kamen an der neuzeitlichen, aber auf historischem Grund stehenden Kirche Dominus Flevit (Der Herr weinte) vorbei. Wir alle kennen die Worte Jesu aus Matthäus 23, 37.39: „Jerusalem! Jerusalem! Du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich versammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt, aber ihr habt nicht gewollt. Darum wird Euer Haus (von Gott) verlassen. Und ich sage euch: von nun an werdet ihr mich nicht mehr sehen, bis ihr ruft: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“

Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist. (Lukas 19,41-44

Jesu Worte haben sich auch hier bewahrheitet!

Wir sahen die erhabenen, uralten Ölbäume im Garten Gethsemanes. Sie muten an, wie Zeugen einer längst vergangenen Zeit.

Darauf suchten wir die Kirche der Heiligen Anna auf. Sie steht direkt neben den Überresten des Teiches von Bethesda. Während der Kirchenbesichtigung beginnt unsere Gruppe plötzlich an zu singen. Die  Akustik erzeugte Gänsehaut. Leute, ihr könnt so toll singen. Das war wirklich ein gelungenes Gotteslob.

Wir begeben uns in die Altstadt. Durchlaufen die Via Dolorosa (lat. Der Schmerzen Weg) und begeben uns zur Grabeskirche.

Ist es der Trubel in den Gassen, das Gedränge in der Kirche? Alles wirkt so unwirklich, befremdend. Oder sind wir einfach erschöpft?

Im Anschluss gehen wir zum Gartengrab. Das Grab, der Felsen, der angeblich aussieht wie ein Totenschädel ….. Irgendwie ist es genug mit der Altstadt.

Aber als wir noch einmal unter Bäumen sitzen, ein Lied singen und danach das Abend-mahl feiern, scheinen innere Kräfte zurück zukehren. Ja, wir wandeln eben doch nicht im schauen, sondern im Glauben – Wohl denen, die nicht sehen und doch glauben.

Moshe führte uns zur Christuskirche, zu der er eine persönliche Beziehung hat. Sie ist eine anglikanische Kirche in der Altstadt von Jerusalem. Sie befindet sich unweit des gegenüber der Davidszitadelle. Direkt angegliedert ist ein Kaffee, wo wir uns kurz etwas stärken konnten. Die Kirche selbst ist sehr an-sprechend und lädt zum verweilen ein.

Wir werden zum Abschluss des Tages mit dem Bus dorthin gefahren, wo der Saal vermutet wird, in dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert hatte. Der rechteckige Raum hat eine Decke mit einem Kreuzrippengewölbe, gestützt von freistehenden schlanken Marmorsäulen. Die einzigartigen Säulen sind aus dem 12. Jahrhundert und im gotischen Stil gehalten.

Wieder fängt unsere Gruppe an spontan zu singen. Und wieder, ein einmaliger Klang in diesem Raum. Zur Ehre unseres Herrn!

Im Hotel machten wir an diesem Abend, in einem der Nebenräume, ganz spontan noch einen Lobpreisabend.

Am Sonntag begleitete uns Eytan wieder und er führte uns zur Davidstadt, der ältesten Besiedelung Jerusalems. Sie ist für uns überraschend außerhalb der Stadtmauer und liegt auf einem Höhenrücke,  südlich des Tempelberges. Die Ruinenreste sind für den Laien wenig aussagekräftig, die erforschten und rekonstruierten Modelle hingegen schon. Man hat plötzlich eine Vorstellung und Blickt in eine Zeit, lange vor der unseren.

Die Gihonquelle ist die einzige Ganzjahresquelle in Jerusalem und ist bereits in der Bibel erwähnt. Sie entspringt unterirdisch in einer Grotte. Das Wasser der Gihonquelle führt zum Teich von Siloah, der sich am südlichen Ende der Stadt Davids befindet, und sollte die Wasserversorgung Jerusalems sicherstellen. Heute gehören das antike Tunnelsystem und der Teich zu einem einmaligen archäologischen Park.

Der Hiskija-Tunnel ist eine von den Judäern erbaute unterirdische Wasserleitung aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. in der Stadt Jerusalem. Der über 500 Meter lange Tunnel führt das Wasser der Gihonquelle in die Stadt, in den Teich von Siloah. Und diesen Tunnel durften wir begehen. Benötigt wurden lediglich Badelatschen, kurze Hosen und eine Taschenlampe. Und schon konnte es mit gehörigem Indiana Jones Feeling losgehen.

Ein Meisterwerk antiker Baukunst. Der Schatten und das kühle Wasser, das selten höher war als 20 – 30 Zentimeter, taten gut, denn draußen herrschten 38 Grad. Der Weg war etwas mehr als die Schultern eines Mannes breit und kurvig. Ein kleines Abenteuer. Am Teich von Siloah war es zu Ende.

Den Rückweg traten wir ähnlich abenteuerlich an, über einen vor wenigen Jahren freigelegten, heute überdachten Weg, der vormals vom Teich Siloah zum Tempelberg führte. Auf diesem Weg könnte Jesus zum Teich gelangt sein und einen Blinden geheilt haben.

Im Bus dürfen wir uns ein wenig ausruhen. Dieser bringt uns zur Holocaustgedenkstätte Yad Vashem (Denkmal und Name).

Die „Allee der Gerechten unter den Völkern“ ist gesäumt von Bäumen, die für die „Gerechten“ gepflanzt wurden. Mit den Gerechten unter den Völkern sind nichtjüdische Personen und Organisationen gemeint, die sich dem NS-Regime widersetzten, um Juden zu retten. Ihre Namen und ihre Herkunftsländer sind neben den Bäumen auf Tafeln vermerkt.

Im Museum zur Geschichte des Holocaust (vollständig verbrannt) durften wir nicht fotografieren. Es zeigt jüdisches Leben vor der Verfolgung. Aufstieg des Deutschen Nationalsozialismus, Beginn der Propaganda und Verunglimpfung von Juden. Die Ausgrenzung von Juden von ihren Rechten und dem alltäglichen Leben. Das Leben in Ghettos und Deportierung in Vernichtungslager, so wie willkürliche Erschießungen und Todesmärsche.

Das Abtauchen von Juden in den Widderstand und Befreiung der Konzentrationslager nach Beendigung des 2. Weltkrieges. Die Ausstellung endet mit der Situation der Überleb-enden, ihrer Suche nach Angehörigen, dem Leben in DP-Lagern (Personen, die nicht an diesem Ort beheimatet sind) und der Auswanderung nach Israel oder in andere Länder. 

Zum Großteil Bilder und Eindrücke, die sehr zu Herzen gehen.

Darauf besuchten wir auch das Denkmal für die etwa 1,5 Millionen Kinder, die im Holocaust ermordet wurden. Am Eingang zum Denkmal fallen Säulen auf, als seien sie abgebrochen. Sie stehen als Zeichen für die viel zu früh beendeten Kinderleben.

Es folgt ein Raum, in dem es eigentlich nur 5 Lichtquellen gibt, sie werden aber unzählige Male gespiegelt. Diese Lichter stehen für die Seelen der 1,5 Millionen Kinder und Jugendlicher die ihr Leben im Holocaust verloren. In diesem spärlichen Licht, durch das wir uns bewegten, werden mit monotoner Stimme, über ein Band, die Namen der ermordeten Kind und Jugendlichen vorgelesen. Dieses Endlosband braucht ungefähr drei Monate, um alle Namen wiederzugeben. Das war schwer zu ertragen!

Gedankenschwer traten wir die Rückfahrt an. Unser Bus setzte uns am größten Obst und Gemüsemarkt Jerusalem ab, dem Mahane Yehuda Markt. Der Übergang war krass! Die vielen geschäftstüchtigen, lebensnahen, lachenden und schwatzenden Menschen. Wir sahen uns einem Überangebot an Waren ausgesetzt.

Interessant waren auch die Lieferdienste auf ihren E-Bikes, die so richtig flott und zahl-reich unterwegs waren. Greta würde einen Luftsprung machen, über so viel Nachhaltigkeit.

Zum Hotel liefen wir dann zu Fuß. Aber der Abend war noch nicht zu Ende. Christopher hatte noch eine Überraschung für uns. Wir hatten einen Toraschreiber zu Besuch.

Shmuel Bowman ist orthodoxer Rabbiner und Toraschreiber. Zudem ist er Direktor der Organisation Lifeshield. Dort setzt er sich entschieden für das Leben ein, indem er mobile Bunker an den Grenzen Israels aufstellt, zum Schutz gegen Raketen. Er wohnt in Efrat, im Westjordanland.

Er erzählt von einer Begegnung mit einer Holocaustüberlebenden, die er besucht hatte. Plötzlich gab es einen Raketenalarm. Er wollte die alte Dame dazu bewegen, schnell mit ihm in einen Bunker zu gehen. Aber sie weigert sich auf Grund ihres Erlebens im Konzentrationslager jemals wieder in einen Bunker unter der Erde zu gehen.

Die Dame löste bei ihm so viel Verständnis aus, dass er die Entscheidung traf, helle Bunker über der Erde zu bauen.

Vielleicht hatten wir ja unbewusst solche gesehen, als wir in Kfar Aza waren.

Ein Toraschreiber benötigt etwa ein halbes Jahr, um eine Tora zu schreiben. Er muss langsam und äußerst präzise vorgehen, kein Buchstabe darf zu lang oder zu fett sein oder gar zu nah an einem anderen liegen. Das Handwerk ist Jahrtausende alt und hat sich seither kein bisschen verändert. Denn das geben die jüdischen Gebote vor. Die Tora muss von Hand geschrieben werden, mit Feder und Tinte auf Pergament, also auf papierdünnen Lederseiten. Sie stammen von ungeborenen Kälbern. Sie sind weicher, angenehmer zum Schreiben und halten länger. Sie werden aber auch aus Schafs- oder Ziegenhaut hergestellt. Die sind aber weniger gut.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Tora-Rollen sehr teuer sind: Eine neue Tora-Rolle kostet um die 30.000 Euro. Nach oben gibt es keine Grenze. Für eine neue Tora-Rolle kann man auch gut und gerne 100.000 Euro bezahlen.

Das war ein sehr informativer Abend, vielen Dank Christopher.

Es heißt wieder umziehen, wir verließen Jerusalem, unser letztes Ziel, Netanya zu erreichen, um dort unsere letzte Nacht zu verbringen. Doch zuvor besuchten wir noch die moderne Stadt Tel Aviv und machten einen Spaziergang durch die Altstadt von Jaffa, dem biblischen Joppe.

Tel Aviv ist die erste jüdische Stadt auf dem Gebiet des Staates Israel, bei der Gründung noch in Palästina unter osmanischer Herrschaft. 1909 packten 66 jüdische Familien ihr Hab und Gut, verließen das enge arabische Jaffa und errichteten eine eigene Siedlung mit dem Namen Achusat Bajit, das sich zwischen den Straßen Montefiore und Jehuda Halevi erstreckt. Am 11. April dieses Jahres wurde ein abgestecktes Stück Land in 60 Parzellen aufgeteilt, die Nummern auf Muscheln geschrieben, ebenso die der 60 Familien. Anschließend entschied das Los, wer auf welcher Parzelle seine neue Heimat hatte. Die restlichen sechs Familien sind wahrscheinlich Teil anderer Familien gewesen. Bereits 1910 gab es schon die erste große Veränderung: Achusat Bajit schloss sich mit den Vierteln Nahalat Binjamin und Geʾula unter dem heutigen Namen Tel Aviv zusammen, was aus dem Hebräischen übersetzt so viel wie Frühlingshügel bedeutet. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich die neue jüdische Heimat in rasantem Tempo. Weitere Viertel wurden gegründet und immer mehr Juden emigrierten aus Übersee und Europa, um ihre neue, alte Heimat zu besiedeln. Tel Aviv wurde zum Zentrum des jüdischen Siedlungsprojekts im Land.

Das Hebräische Herzlia-Gymnasium war zur Gründerzeit ein wirkliches Herzstück. Leider musste es später moderneren Bauten weichen. Wir durften uns den Siedlungsbeginn im Modell ansehen.

In der Bibel wird Joppe als Hafen der Tarsis-Schiffe im Buch Jona genannt; ebenso in der Begegnung Apostel Petrus mit dem römischen Offizier Cornelius (Apostelgeschichte 10). In Joppe erweckte der Apostel Petrus die Tabitha vom Tod und wohnte einige Zeit im Hause von Simon dem Gerber (Apostelgeschichte 9, 36–43)

Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang durch Jaffa. Besuchten dort die Kirche Sankt Peter, die an das Wirken von Petrus in dieser Stadt erinnert. Vorbei am vermuteten Haus des Gerbers Simon, bei dem Petrus zu Gast war, als ihn Cornelius holen lies, den Hafen nicht auslassend, gewannen wir einen tiefen Eindruck von Jaffa.

Dann fuhren wir weiter, der Mittelmeerküste entlang nach Caesarea, dem Hafen des König Herodes.

Das Theater von Caesarea Maritima ist das älteste in Israel gefundene Theater. Das Theaterhalbrund mit seinen rund 4.000 Sitzplätzen war in zwei Ränge gegliedert und

 ist zum Meer hin offen. Mit 15.000 Sitzplätzen wird es heute für Konzertveranstaltungen genutzt. Als wir es besichtigten, war gerade eine in der Vorbereitung.

Das ganze eingeschlossen in einen Nationalpark, konnten wir in einem kleinen Museum, auf den Spuren Herodes, im Modell sehen wie früher der Hafen angelegt war und wie prächtig in exponierter Lage der Palast alles überragte. Viele archäologische Fundstücke waren zu bestaunen.

Wir sahen uns im Museum auch einen Film über Herodes an, leider in Englisch, da musste man seine grauen Zellen etwas anstrengen. Ich weiß, für die meisten von Euch kein Problem.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir dann unser Hotel „Residence Beach“, direkt am Mittelmeer gelegen. Das versprach einen Sonnenuntergang über dem Meer. Leider kamen wir 5 Minuten zu spät, da unser Speisesaal im Untergeschoss lag. Dennoch war der Himmel über der untergegangenen Sonne immer noch reizvoll und sehenswert.

Der Blick aufs Meer war erhebend, starke Wellen kamen heran, wurden zum Teil gebrochen durch lange Steinaufschüttungen. Es war eine wahre Freude am Strand auf und ab zu laufen und sich die Füße umspülen zu lassen.

Dann kam unser letzter Tag. Eytan hatte für uns erreicht, dass wir erst um 12:30 Uhr unsere Zimmer räumen mussten. Seine feine Art, seine Fürsorge und angenehmer Humor würde fehlen. Wir hätten keinen besseren Reiseleiter finden können.

Wir ließen uns von unserem Handy bereits um 6 Uhr wecken, da wir unbedingt noch einen Strandspaziergang machen wollten. Kaum waren wir wach, hatten die Augen noch nicht ganz offen, da klingelte das Telefon. Ich fuhr hoch, „guten Morgen!“  Boker tov wäre wohl passender gewesen. Da bemerkte ich, dass ich den Telefonhörer, samt Leitung in der Hand hatte. Das so genannte Festnetz stand stabil und fest auf dem Nachttisch. Ich versuchte ohne Brille den Hörer anzuschließen, aber es wollte mir nicht gelingen. Gleich darauf donnerte es an die Türe. Jetzt waren wir ALLE wach. Warum das ganze ließ sich nicht eruieren.

Der Vormittag am Meer war geschenkte Zeit. Wir sammelten Muscheln, die in der Nacht angespült worden waren. Legten uns auf die bereitgestellten Liegen am Meer. Liefen durch die auslaufenden Wellen. Dieser Morgen war so entspannend und wohltuend. Doch alles hat nun einmal ein Ende, Aber die Erinnerungen sind nun einmal unser kleines Paradies, aus dem man uns nicht vertreiben kann.

Eytan begleitet uns noch pflichtbewusst zum Flughafen, unterstützte uns noch beim Einchecken und war Christopher Julia noch behilflich einige Dinge, die bei der Lufthansa als verloren galten, wieder zu finden. Erst dann verabschiedete er sich von uns.

Scherzhaft meinte er die Tage zuvor, er wolle schauen. Ob wir auch wirklich abfliegen würden. Jetzt konnte er sicher sein!

Diese Israelreise hat sich wirklich gelohnt und doch gäbe es noch so viel zu sehen und zu hören. Wir waren auf den Spüren Gottes, seines Sohnes unseres Herrn und dem auserwählten Volk, das uns so nahe steht und mit dem wir in Gnade verwoben sind.

Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt.

Martin Buber